Von Sonja Bichsel
Licht fällt leise durch die Fenster des neuen Tamedia Gebäudes und lädt einen bis zum letzten Platz gefüllten Saal dazu ein, vier Frauen und ihren Wegen zu folgen, die so unterschiedlich verlaufen sind wie Tag und Nacht und doch den Erfolg gemeinsam haben.
Vom Job-Sharing im IBM Management über Coding Bootcamps in der StartUp Szene, bis zur steilen Universitätskarriere, die über die ETH und Stanford wieder zurück an die ETH führt und Kommunikations-Consulting für Corporates, ist an diesem Abend alles vertreten.
Zusammen mit Tamedia hat WE SHAPE TECH Melanie Kovacs, die Gründerin von Master21, Gaby Stäheli Co-CEO von Gryps Offertenportal (gryps.ch), Su Franke von Corpoarate-dialog.ch und Prof Dr. Ursula Keller, die erste Professorin in der Physik an der ETH auf das Podium eingeladen, um ihren Lebensweg zu beschreiben.
Es geht darum, ihre Erfahrungen als Frau in der Arbeitswelt im Klettern der Karriereleiter in klassischen Männerdomainen zu teilen. Dadurch sollen sie uns Orientierung geben und uns Mut machen, unsere eigenen Ziele zu verfolgen. Frau sein, stellen sie fest, war für sie kein Nachteil, vielmehr eine Chance anders zu sein, es anders zu machen, für andere Ideen einzustehen und andere Lösungen einzubringen. Ursula Keller findet, dass Frauen es meist schon gewohnt sind mit Männern zu arbeiten, die meisten Männer dagegen hier noch Nachholbedarf haben. Frauen, die in Männerdomainen eintauchen treffen immer wieder auf ähnliche Klischees unter Kollegen – man müsse als Mann plötzlich aufpassen was man sagt wenn eine Frau im Team auftaucht oder dass die Frauen ihre Stelle nur der Quote zu verdanken haben. Aber am Ende sei es doch Wert sich der Herausforderung zu stellen und wenn nötig, die Männer zu ihrem Glück zu zwingen – wenn das Glück nicht ohnehin von den Männern eingefordert wird. Melanie Kovacs berichtet von Kollegen in der Start-up Szene, die Einladungen zu Panelen auf denen nur Männer sitzen inzwischen ablehnen. Ob man sich dafür auf Quotenregelungen stützen sollte oder ein grösserer gesellschaftlicher Ruck notwendig wäre und wo man auf diesem Weg gerade sei, darüber sind sich die Panelistinnen nicht einig.
Ursula Keller will mindestens eine Quote, während Su Franke die gesellschaftliche Selbstverständlichkeit vermisst, mit der sie in der DDR in ein gleichberechtigtes Rollenbild hineingewachsen ist. Bilderbücher in denen ihr Maurerinnen und Kosmonautinnen begegnet sind, waren ihr Alltag. Ihre alleinerziehende Mutter hat in einer Führungsposition gearbeitet und in flachen Hierarchien mit vielen Menschen neben und vor – und nicht unter sich – gearbeitet. Lohngleichheit war in der DDR seit 1949 in der Verfassung verankert, die Diskussionen über gleiche Löhne nach der Wiedervereinigung haben sie überrascht, weil es für sie selbstverständlich schien gleich behandelt zu werden. Auch wenn es andere Gründe gab, aus denen sie die DDR verlassen wollte, vermisst sie die selbstverständlichkeit mit der Frauen geführt und Wege in Männerdomainen gefunden haben.



Worüber sich alle Panelistinnen einig sind, dass es dringend Zeit wird aufzuhören sich unter Frauen gegenseitig “anzuzicken”. Insbesondere in der Schweiz wird die arbeitende Mutter immer noch als Rabenmutter, die ihre Kinder “fremdbetreuen” lässt an den Pranger gestellt. Ursula Keller fügt lachend hinzu, dass ihre heute erwachsenen Kinder von anderen lässigen Leuten mitbetreut worden sind und sie froh war, Amerika Vorbilder gehabt zu haben, die Kinder und Karriere gut organisiert unter einen Hut bekommen haben. Gaby Stäheli findet es genauso daneben, Mütter zu kritisieren, die sich dafür entschieden haben, ihre Kinder selbst zu betreuen oder Teilzeit zu arbeiten. Die Energie, könnte man viel besser zur gegenseitigen Unterstützung aufbringen könnte. Und dafür sorgen, dass Frauen noch sichtbarer werden auch wenn es um Preise geht und gute Stellen. Die mutig anzunehmen und dann die Ärmel hochzukrempeln und zu zeigen was man kann.Beim anschliessenden Apéro brummt der Tamedia Saal wie ein Bienenkorb, bevor die Panelistinnen und Teilnehmerinnen gleichsam inspiriert in den ersten lauen Frühlingsabend ausschwärmen.




Leave a Reply